Rahmenplan Alt-Niederursel
Projektbeschreibung
Planungsanlass
Niederursel verfügt über eine historisch gewachsene städtebauliche Struktur von hoher gestalterischer Qualität und hat im alten Ortskern seinen dörflichen Charme bewahren können. Wichtige Bausteine waren dafür in den letzten Jahren die Verlagerung des Durchgangsverkehrs aus dem Ortskern und die Sanierung zahlreicher historischer Fachwerkgebäude und Hofreiten.
Gefahren für den Stadtteil liegen in der Ausbreitung von Leerständen, der Aufgabe baulicher Nutzungen sowie dem Verlust traditioneller Geschäfte und Betriebe bei gleichzeitiger Ansiedlung neuer unverträglicher Nutzungen.
Mithilfe des Rahmenplans Alt-Niederursel soll Abwertungstendenzen planerisch frühzeitig entgegen getreten werden und durch Vorschläge, hauptsächlich für den öffentlichen Raum, die städtebauliche Entwicklung und Gestaltung für die nächsten Jahre skizziert werden.
Planungsgebiet
Das Rahmenplangebiet erstreckt sich im Süden bis zum Weißkirchener Weg bzw. zur Niederurseler Landstraße, im Westen wird es begrenzt durch die an das Ende der Bebauung anschließenden Wege. Im Weiteren verläuft die Abgrenzung über den Oberurseler Weg, die Spielsgasse, den Urselbach und den Spielplatz hin zum mit einbezogenen Zentralen Versorgungsbereich im Süden.
Planungsziele
Für das Rahmenplangebiet gilt in weiten Teilen eine Erhaltungssatzung bzw. es unterliegt großflächig dem Denkmalschutz. In Ergänzung zu diesen vorwiegend auf die Bewahrung der vorhandenen Substanz und Strukturen ausgerichteten Instrumenten soll nun der Rahmenplan eine planerische Zukunftsperspektive für Alt-Niederursel in den nächsten 10 bis 15 Jahre aufzeigen.
Angesichts der erhaltenswerten städtebaulichen Struktur wird kein radikaler großflächiger Umbau, sondern eine behutsame Weiterentwicklung aus dem Bestand heraus angestrebt. Diese basiert auf dem Zusammenwirken mehrerer kleinteiliger Entwürfe und Planungen, die sich sowohl auf die privaten Grundstücke als auch auf den öffentlichen Raum - Straßen, Wege, Plätze, Grünflächen - beziehen.
Dabei sollen die vorhandenen bzw. zu schaffenden Platzbereiche, die heute oft als vernachlässigte Restflächen anmuten in ihrer Gestalt und Funktion deutlicher ausformuliert und nutzbar gemacht werden; ähnliches gilt für die wenigen öffentlichen Grünflächen innerhalb des Ortskerns.
Die Straßenräume in Alt-Niederursel bieten aufgrund der umgebenden Bebauung viel Potenzial, leiden aber zum einen unter Straßengrundrissen mit überdimensionierten Fahrbahnflächen, wie etwa im Kreuzungsbereich Weißkirchener Weg/Schüttgrabenstraße, andernorts unter extrem beengten Verhältnissen, die eine klassische Straßenraumaufteilung mit begleitenden Gehwegen nicht ermöglichen. Ziel ist es, für die unterschiedlichen Straßenraumsituationen in funktioneller und gestalterischer Hinsicht spezifisch an den Ort angepasste Lösungen zu finden, die auch Nutzungen jenseits des reinen Durchfahrens ermöglichen.
In diesem Zusammenhang soll die vorhandene (Fuß-)Wegestruktur erhalten, verbessert und wo nötig partiell ergänzt werden.
Im Bereich der privaten Grundstücke liegen individuell sehr unterschiedliche Ausgangs- und Problemlagen vor, so unter anderem der Leerstand von Gebäuden, brachgefallene und untergenutzte Grundstücke, ein schlechter Gebäude- und Fassadenzustand, Konflikte zwischen unterschiedlichen Nutzungen, Defizite in der Versorgungsstruktur oder die Unterbringung von Stellplätzen.
Ziel ist es, die Eigentümer im Zuge der Aufstellung des Rahmenplans für die jeweiligen Problemlagen zu sensibilisieren und mit Unterstützung des Stadtplanungsamts zu Veränderungen anzuregen. Dazu bietet das Stadtplanungsamt an, gemeinsam mit den Eigentümern Vorschläge und Lösungen zu erarbeiten, die gleichsam den Eigentümerinteressen und den Zielen des Rahmenplans entsprechen.
Im Ergebnis wird ein harmonisches Gesamtbild aus den öffentlichen und privaten Entwürfen und Maßnahmen angestrebt.
Projektverlauf
Als Vorlauf für das Projekt wurden durch das Stadtplanungsamt in Abstimmung mit Vertretern des Ortsbeirates 8 sowie von Vereinen erste Vorbereitungen durchgeführt, so etwa eine Bestandsanalyse und eine Zusammenstellung möglicher Handlungsfelder, die als Diskussionsgrundlage für die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger dienten.
Den eigentlichen Startschuss zum Projekt bildete die erste Bürgerveranstaltung am 22. Mai 2012. Dort waren die Anwohner, Bürger, Grundstückseigentümer und Geschäftsleute aufgerufen, ihre Wünsche, Ideen und Vorschläge zu äußern und sich so von Anfang an aktiv in den Planungsprozess einzubringen.
Im Dialog mit den über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern kristallisierten sich die vordringlichen Handlungsfelder heraus. Auf dieser Grundlage wurden die Arbeitsschwerpunkte für die weitere Bearbeitung entsprechend angepasst. Auf Initiative des Ortsbeirates wurde zusätzlich noch das Thema Straßenraumbeleuchtung in den Rahmenplan mit aufgenommen.
In einer zweiten Bürgerveranstaltung am 03. September 2013 wurden schließlich die Arbeitsergebnisse - der Entwurf für das Rahmenkonzept, die Bestandsanalyse der Straßenbeleuchtung, Varianten zur Querschnittsgestaltung für den Straßenzug Alt-Niederursel und vertiefte Vorschläge zur Straßenraum- und Platzgestaltung - der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Anschluss wurden die Ergebnisse und Anregungen in einem Abschlussbericht zusammengefasst, der nun vorliegt.
Der Rahmenplan Alt-Niederursel stellt für unterschiedliche Bereiche Gestaltungs- und Lösungsvorschläge in verschiedenen Varianten vor. Diese können nach einer Entscheidung für einzelne Varianten als Beschlussgrundlage für eine Umsetzungsplanung punktueller Maßnahmen dienen.